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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Mittelalter - S. 77

1879 - Dillenburg : Seel
— 77 — suchte inan Zu heben durch Vereine, Zünfte, Innungen vber ©üben genannt. Tie stäbtische Obrigkeit bilbete ein von dem betreffenden Lanbesherrn eingesetzter Logt, welchem eine Anzahl . von Rittern beigegeben waren. Als die Ritter in den Kreuzzügen nach dem heiligen Lanbe zogen, war es vielen Städten leicht, von dem Logt, dessen Macht durch den Abzug der Ritter geschwächt war, ein Recht nach dem andern zu ertrotzen; ja manche Städte bewogen die Vögte durch Bestechung ober Gewalt, mit den Rittern ganz "abzuziehen; dann stellten sie sich birekt unter die Macht des Kaisers und hießen nun freie Reichsstädte. Zwischen den reicheren Geschlechtern, den Patriziern, und den meist sehr gebrückten Sanbwerkern entstauben oft heftige Kämpfe um Gleich; stellung aller Stänbe. Die Fürsten begünstigten das Aufblühen der Städte, weil sie bereu Hülse in den Kämpfen gegen Adel und Geistlichkeit in Anspruch nahmen. Aus letzterem Grunde und zur eignen Vertheidigung mußte jeder Bürger die Waffen führen können. d. Reichthum und Wohlleben der Bürger. Die Macht und das Ansehen der Städte gründeten sich hauptsächlich auf den großen Reichthum, welcher durch den ausgedehnten Handel in den Städten zusammenfloß. Der Reichthum äußerte sich zunächst in der Pracht und Kostbarkeit der Kleiber. Die Männer trugen Leib-röcke, mit Zacken und Borten verziert und mit bunbeu Figuren gestickt; die Frauen putzten sich mit gestickten Gewänbern und funmnben Hauben; je vornehmer eine sein wollte, besto längeren Mantel trug sie. In vielen Familien aß und trank man nur aus Silber und Golb; Männer und Frauen behingen sich mit langen golbenen Ketten; die Sporen der Männer waren golben, und die Schwertscheibe war mit ßbelsteinen besetzt. Der Luxus in Kleibung und Speise würde hier und ba so groß, daß ve-sonbere Verorbniuigen bagegen erlassen werben mußten. Da wurde ganz genau bestimmt, wer seidene und sammtne Kleiber, wer Golb und Silber als Schmucksachen tragen bürfe und wer nicht, wie die Schmausereien bei Hochzeiten und Ktnbtcmfen ausgebehnt werben bürsten u. bgl. m. c. Städtebündniffe. Um sich besser gegen den rauf- und raul)lustigen Abel vertheibigen zu können, sowie zum Schutze ihrer Waarenzüge schlossen die verschobenen Städte Bündnisse unter sich. Auf diese Weise entstanden der rheinische und der schwäbische Städtebund. Im Jahre 1241 schlossen die beiden Hanbelsstädte

2. Mittelalter - S. 115

1879 - Dillenburg : Seel
115 sich einer nochmaligen Wahl zu unterwerfen. Dieselbe erfolgte 1349 Zu Frankfurt, die Krönung geschah zu Aachen. Karl von 1349 Mahren, als deutscher Kaiser Karl Iv. genannt, hatte in Paris lind Avignon eine bedeutende wissenschaftliche Bildung erworben, hatte aber auch eben daselbst eine diplomatische Gewandtheit und Klugheit gelernt, durch welche er Zum Begründer der neuen Staatskunst in Deutschland wurde. Seine größte Sorge erstreckte sich auf Vermehrung seiner Hansmacht; er vereinigte Brandenburg, Schlesien und die Lausitz mit Böhmen; Prag erhob er Zu seiner Residenz und gründete in ihr 1348 die erste deutsche Universität. Für das Reich erließ er Landfriedensordnungen. Im Einverständnis mit dem Papste unternahm er einen Zug nach Italien, wurde in Mailand und Rom gekrönt, verließ aber Italien sofort wieder, nachdem er kaiserliche Rechte für große Geldsummen an die Städte verkauft hatte. Zurückgekehrt gab er dem Reiche 1356 in der goldenen Bulle ein ewiges, unverbrüchliches Wahlgesetz, m welchem die Befugnisse der Wahlfürfteu festgesetzt und die Untheilbarkeit der Kursürsteuthümer ausgesprochen wurde. Dnach den Bestimmungen der goldnen Bulle war das Wahlrecht sieben • Kurfürsten anvertraut: drei geistlichen, den Erzbischöfen von Main-, Köln und Trier und vier weltlichen, dem König von Böhmen, dem Markgrafen » graftn be^ Nhein^' Herzog von Sachsen-Wittenberg und dem Pfalz- Die von Karl Iv. betriebene und durchgesetzte Befreiung der ' Papste von der Abhängigkeit von Frankreich und Rückkehr derselben t nach Rom geschah auf Kosten Deutschlands, indem er die mit der l burgnndischen Krone verbundenen Rechte preisgeben mußte. Nach-1 ^ie Nachfolge feines Sohnes Wenzel bei den Fürsten ge- s sichert, seinen Sohn Sigmund als Markgrasen von Branden-Iburg eingesetzt (f. u.) und seinem andern Sohn Johann die Lausitz r ubergebert hatte, starb er 1378. Für fein Böhmen ist er ein k wahrer Vater, für Deutschland aber ein Stiefvater gewesen. r Unter der Regierung feines Sohnes Wenzel riß in Deutsch-1 [sll.lb™e5r li^d mehr Unordnung und Rechtlosigkeit ein; der Adel rdrnckte die Städte, obgleich die Bürger gar häufig den Adligen -aus der Geldverlegenheit helfen mußten; die Bedrückung führte E lrdkj! Stadtebündnissen, gegen welche der Adel sich Rltterbnndnisse (Schleglerbund, Löwenbund re.) zu sschntzen suchte. — Um die einst seinem Großvater angethane ^Schmach der Niederlage bei Morgarten (s. S. 113) zu rächen, ^unternahm Herzog Leopold Ii. von Oesterreich einen Zug gegen

3. Mittelalter - S. 116

1879 - Dillenburg : Seel
— 116 — die schweizerischen Städte, wurde aber von ihnen in der Schlacht bei Sempach 1386 durch die aufopfernde Vaterlandsliebe Arnold Winkelried's geschlagen und verlor sein Leben. Auch der von dem Adel wieder aufgenommene Krieg gegen die Schweizer hatte keinen andern Erfolg; die Schweizer siegten wiederholt und erlangten in Folge dessen Bestätigung aller ihrer Frei-1388 heilen. Da brach im Jahr 1388 der große Städtekrieg aus, welcher eine große Zahl von Ortschaften in Süddeutschland vernichtete und mit der Unterwerfung der Städte unter die Fürstengewalt und der Auflösung der Städtebündnisse endete. Sieger in diesem Kriege waren besonders der Gras Eberhard Iii. (der ©reiner oder Ranschebert genannt) von Würtemberg und der Kurfürst Ruppert Iii. von der Pfalz. Wenzel kümmerte sich nicht im mindesten um die Angelegenheiten des Reiches, so daß er darüber zum Gespött des Volkes wurde; in seinem Stammlande Böhmen machte er sich durch seine Willkür und Härte bei Geistlichkeit und Adel verhaßt, so daß sich ein Buud gegeu ihn bildete, aus dessen Gefangenschaft ihn sein Brnder Sigmuud befreite. Als Wenzel nun sogar die erbliche Herzogswürde von Mailand um 100,000 Goldguldeu verkaufte, da setzten ihn die Kurfürsten als einen unnützen Entgliederer des 1400reiches ab und wählten Ruprecht pou der Pfalz zum deutschen König. Aber auch diesem gelang es nicht, die durch Wenzel angerichtete Verwirrung im Reiche wieder zu beseitigen; weder in Deutschland noch in Italien richtete er etwas aus. Uugerühmt und uubetrauert starb er im Jahre 1410. c. Sigismund und der Husitenkrieg. Nach dem Tode 1410 Rnprecht's wählte man unter den drei Bewerbern: Wenzel von Böhmen, Jobst von Mähren und Sigismund von Brandenburg deu letzteren. Da jedoch auch die beiden andern Wahlstimmen erhalten hatten, so wollte keiner zurückstehen. Da starb im ^ahre 1411 Jobst von Mähren, und Wenzel von Böhmen, dem man den Kaisertitel beließ und die Hälfte der Reichseinkünfte gab, trat von der Regierung zurück; nun ward Sigismund s Wahl von allen Fürsten bestätigt. Die Fürsten, unter denen Friedrich Vi. von Höhen-zollern, Burggraf von Nürnberg, für die Wahl Sigismund s : am thätigsten gewesen war, hatten ihr Auge auf sigmuud geworfen, weil sie von seiner Klugheit und Bildung, von ]etner Freundlichkeit und einnehmenden Beredsamkeit einen hemamen

4. Mittelalter - S. 91

1879 - Dillenburg : Seel
— 91 — 12. Htibolf von tzabsburg. a. Zustände in Deutschland während des Interregnums. Mit dem Tode Friedrichs Ii. begann für Deutschland eine schwere, verhängnisvolle Zeit. Nach außen war Deutschland machtlos und wurde zum Gefpötte anderer Nationen. Im Innern herrschten Gesetzlosigkeit und Verwilderung, und nur der Starke konnte sich Recht verschaffen. Nachdem Wilhelm von Holland (f. S. 68) in einem Kriege gegen die Friesen gefallen war, wählte ein Theil der deutschen Fürsten Richard von Cornvallis zum deutschen König, während die übrigen Fürsten ihre Stimmen Alfons dem Weifen von Castilien gaben. So hatte Deutschland zwei und in Wirklichkeit doch keinen Kaiser; denn ersterer kam nur einigemal nach Deutschland, um mit feinem Reichthum die Habgier der Fürsten zu befriedigen; letzterer hat Deutschland nie besucht. Beide vergaben der Kaiserkrone ein Vorrecht nach dem andern und duldeten, daß herrfchfüchtige Fürsten ihre Herrschaft auf Kosten des Reiches vergrößerten, indem sie Reichsrechte, Reichslehen, Zölle 2c. widerrechtlich an sich brachten. Wie es die Fürsten trieben, so auch ihre Vasallen, die Ritter. Von ihren Burgen herab überfielen sie die Reisenden und schleppten sie in die Burgverließe, um eilt hohes Lösegeld zu erzwingen, plünderten sie die Güterwagen der Kaufleute und trotzten hinter den festen Mauern allen Gerichten und Gesetzen. Recht und Gerechtigkeit kam ganz abhanden; es war die Zeit des Faustrechts, d. h. des allein in der Stärke beruhenden Rechtes. Auch die heilige Fehme konnte wenig gegen dies Unwesen ausrichten, obwohl die Verbrecher und Frevler die dort gehaudhabte strenge Gerechtigkeit und blutige Vergeltung ernstlich fürchteten. Selbst die in Folge der allgemeinen Unsicherheit sich bildenden Städtebündnisse gaben keinen ausreichenden Schutz. Am schlimmsten war das Loos des B a n e r n -st an des. In den Fehden der Ritter wurden gar häufig die Saatfelder der Bauern vernichtet, Dörfer und Höfe niedergebrannt ; gegen die Verwüstungen der Saaten durch das zahlreiche Wild fand man kein Recht; die Leistungen an Frohndiensten, Stenern und Abgaben aller Art wurden immer höher, und wenn einmal ein Bauer es wagte, sich durch eigne Kraft von der einen oder andern dieser Plagen zu befreien, so waren die härtesten und entehrendsten Strafen fein Theil. Diese entsetzliche Zeit, „die kaiserlose, die schreckliche Zeit," wie sie Schiller nennt, dauerte

5. Mittelalter - S. 123

1879 - Dillenburg : Seel
— 123 — weil er sich oft in unkluge Verbinduugen mit andern Fürsten . einließ und zur rechten Zeit der Sparsamkeit vergaß, so daß oft bedeutende Unternehmungen misglückten, weil die erforderlichen Mittel fehlten. Auch waren die Reichsfürsten unter der schwachen Regierung seines Vaters zu stark geworden, so daß die deutsche Kaiserwürde reicher an Ehre, als an Macht war. Zunächst suchte Maximilian Ordnung und Gesetzlichkeit im Reiche wieder herzustellen. Auf dem ersten Reichstage, den er 1495 hielt, wurde ein allgemeiner Landfriede angeordnet und jeder Uebertreter desselben mit schwerer Strafe, mit der Reichsticht bedroht. Um Streitigkeiten endgiltig zu schlichten, setzte er das Kammerg er ich t in Frankfurt a/M. ein. Zur Erhaltung dieses Instituts, sowie des zur Wahrung des Landfriedens nöthigen Reichsheeres wurde eine Steuer, der sog. gemeine Psennig, ausgeschrieben. Um die Erhebung dieser Steuer con-troliren zu können und um die Ausführung der Gesetze zu ermöglichen, theilte er Deutschland in zehn Kreise, von denen jeder einen Kriegsobersten zum ersten Vorgesetzten hatte. Den Grafen von xlhnrn und Taxis bewog er, zwischen Wien und Brüssel eine regelmäßige Fahrgelegenheit einzurichten; damit war der erste Anfang mit dem Postwesen gemacht. Die zehn Kreise waren: 0 der österreichische, bestehend ans Oesterreich. Steyermark, Kärn-then, Krain, Tyrol; 2) der bayrische mit Ober- und Niederbaiern, der Oberpfalr und Neuburg; 3) der schwäbische, aus vielen geistlichen Herrschaften bestehend; 4) der fränkische mit Ansbach, Baireuth, Bamberg, Würrbura Eichstädt. 0 3' 5) der oberrheinische mit Elsaß, Rheinpfalz, Hessen und Nassau; d) der kurrheinische, Kurmainz, Kurtrier, Kurköln; 7) der burgundische, der größte Theil vou Holland und Belgien und ein Theil des nordöstlichen Frankreich; 8) der westfälische, das heutige Westfalen und ein Theil der Rheinprovinz; 9) der nieder sächsische mit Magdeburg, Lübeck, Braunschweig, Lauenburg, Holstein und Mecklenburg; 10) der obersächsische, bestehend ans Brandenburg, Kursachsen, Meißen und Thüringen. ' Man hat Maximilian nicht mit Unrecht den letzten Ritter genannt; denn in ihm vereinigten sich nochmals alle ritterlichen Tilgenden des Mittelalters: Tapferkeit und Unerschrockenheit, ritterliche Treue und aufrichtige Gottesfurcht. Seinen Muth hat er oft gezeigt; in der Lchlacht hat er viele Feinde selbst erlegt;

6. Mittelalter - S. 128

1879 - Dillenburg : Seel
— 128 — weil Jobst sich sonst nicht um das Land kümmerte, die Raubritter wieder, Gesetz und Ordnung verschwanden; benachbarte Fürsten fielen raubend und plündernd in das Land. Wohl nie hat in einem Lande größere Unordnung geherrscht, als zu dieser Zeit in Brandenburg. Um das Unglück voll zu machen, ernannte Jobst von Mähren die berüchtigten der Raubritter, Dietrich und Hans von Quitzo w, zu Statthaltern. Mit den magdeburgischeu Raubrittern machten sie gemeine Sache; gemeinschaftlich mit jenen fielen sie in Brandenburg ein und führten ganze Viehheerden weg. Als Jobst aus die Klagen der Unterthanen hin endlich einen neuen Statthalter einsetzte, stahlen sie diesem das Reisegepäck vor seinen Augeu. Wer sich mit ihnen nicht absand, wurde gebraud-schatzt; viele Städte zahlten ihnen aus Furcht Abgaben, andere gaben Feste und Schmausereien. Von ihren 24 Burgen aus hielten sie das Land stets in Furcht und Schrecken. Endlich starb im Jahr 1411 Jobst von Mähren und das Land fiel an Sigismund, welcher unterdessen Kaiser geworden war, zurück. Das ganze Land freute sich, da es der glücklichen Zeit Kaiser Karls Iv. gedachte und von ihm Errettung aus aller Roth erhoffte. Aber ein anderer war bestimmt, Ruhe und Ordnung in dem unglücklichen Lande herzustellen: es war Friedrich Vi., Burggraf von Nürnberg, der vom Kaiser zum Statthalter der Marken ernannt worden war. Das Stammschloß des Geschlechts, das mit Friedrich Vi. auf den braudenburgischeu Thron kam und welches denselben bis heute noch inne hat, stand in Schwaben, zwischen Donau und Neckar und hieß die Burg Hoheuzollern. Schon zur Zeit Rudolfs von Habsburg war dies Geschlecht so angesehen, daß es einem desselben gelang, die Wahl Rudolfs durchzusetzen. 2>on Karl Iv. wurden die Hohenzollern in den Reichsfürstenstand erhoben und erhielten das Recht, die Bergwerke ihres Landes für sich auszunutzen. Es war ein kräftiges Fürstenhaus, das schon damals die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich zog, wohl bereit zum Krieg, wenn er unvermeidlich war, «aber nicht allzu kriegslustig , wenn der Krieg vermieden werden konnte. _ Gegen den deutschen Kaiser waren die Hohenzollern allezeit treu; ihre Stimme hat manchem zum Kaiserthrone verholsen. Als im Jahre 1411 Friedrich Vi. von Nürnberg fernen Einzug im Lande hielt, wurde er weder vom Adel, noch von dem Rath der Städte empfangen. Er begegnete einem Mistrauen und einer Widerspenstigkeit, welche groß genug und in dem zugel-

7. Mittelalter - S. 30

1879 - Dillenburg : Seel
— 30 — erkennung seiner Würde. Die bischöfliche Salbung und Königsweihe wies Heinrich zurück, um damit anzudeuten, daß er sich nicht der Uebermacht der Geistlichkeit überlassen, sondern die weltlichemacht von ihren unberechtigten Eingriffen ferne halten wolle. Das Herzogthum Lothringen mußte er vorerst Karl dem Einfältigen von Frankreich überlassen, wofür er von demselben als König anerkannt wurde ; später aber, als Karl in die Hände seiner ihm feindlich gesinnten Großen gefallen war. brachte Heinrich auch das Herzogthum Lothringen und damit auch die Niederlande, Flandern und Limburg an Deutschland zurück. Gegen die einzelnen Herzöge und Fürsten verfuhr Heinrich mit großer Weisheit und Mäßigung; Heinrich der Erste. er überließ ihnen die Leitung ihrer Stämme! in Krieg und Frieden und die Schlichtung der Streitigkeiten innerhalb eines Stammes auf den Einzeln-Landtagen; Arme und Bedrängte sollten zunächst Schutz und Recht suchen bei ihren Stammesfürsten; für sich selbst behielt er die oberste Leitung der Angelegenheiten des Reiches, die Heeresführuug und das Richteramt; er selbst wollte die letzte Zuflucht der Vergewaltigten, der oberste Schutzherr der Kirche seiu. So bahnte er die Einheit des Reiches und die Uebermacht der weltlichen Herrschaft über die geistliche Macht an. c. Krieg gegen die Magyaren; Reformen im Innern. Während der fünf ersten Jahre seiner Regierung hatte Heinrich

8. Mittelalter - S. 67

1879 - Dillenburg : Seel
— 67 — ein Ritter sogleich nachsprengte, ihn zu retten, gelang es doch nur, den Leichnam des Helden an das Land zu bringen. In Europa und besonders in Deutschland konnte man gar nicht an den Tod des geliebten und verehrten Kaisers glauben. Im deutschen Volke erzählte man sich, der Kaiser sei nicht gestorben, sondern lebe noch; er habe sich im Kyfshänser zu längerem Schlafe hingesetzt und werde einst hervor kommen, um das alte deutsche Reich in seiner Herrlichkeit wieder herzustellen (vgl.: Friedrich Barbarossa von Fr. Ruckert). f. Die übrigen Kaiser aus den Hohenstaufen. Auf Friedrich I. folgte sein Sohn Heinrich Vi. (1190—1197). Dieser hatte schon als Reichsverweser Kämpfe mit Heinrich dem Löwen zu bestehen, welcher aus England zurückgekehrt war. Als die Nachricht von dem Tode seines Vaters eintraf, ordnete er die Reichsangelegenheiten und unternahm einen Zug nach Italien, wo er bis Neapel vordrang; aber eine in seinem Heere ausbrechende Seuche nöthigte ihn zur schleunigen Rückkehr. Aus einem zweiten Zuge brachte er durch Strenge mehrere Städte zur Unterwerfung, entfremdete sich aber durch feine Härte die Herzen feiner Unterthanen. Er starb in Messina 1197. „ Nun wurde Deutschland in einen langjährigen Parteikamps gestürzt: die ghibellinische Partei wählte Philipp von Schwaben und die welsische Partei den Sohn Heinrichs des Löwen, Otto Iv. zum Könige. Anfangs war Otto der Mächtigere; als aber Philipp sich mit einigen Feinden aussöhnte, wuchs seine Macht so sehr, daß auch der Papst bereit war, ihn anzuerkennen. Da wurde Philipp 120.8 auf der Altenburg von dem Pfalzgrafen x^tio von Wittelsbach ermordet. — Der zu dieser Zeit regierende Papst Innocenz Iii. hat das Papstthum auf die höchste (Stufe ferner Macht gehoben. Er vergab nach Belieben Länder, sprach Königreiche zu und ab und machte sogar zwei mächtige Reiche dem päpstlichen Stuhle zinspflichtig. Mit Zustimmung dieses Papstes unterwarf sich Otto einer nochmaligen Wahl; er wurde wieder gewählt und empfing nun auch die lombardische und die römische Krone. Einiger Besitzungen wegen geriethen beide in Streit, in ^olge dessen der Papst Otto fallen ließ und den Sohn Heinrichs Vi., Friedrich Ii., als Gegenkönig aufstellte. Dieser war in Palermo erzogen worden und wurde nun als Enkel des Barbarossa mit großem Jubel in Deutschland aufgenommen. Es gelang ihm, --tto zurückzutreiben und sich die Zustimmung auch seiner Gegner 5*

9. Mittelalter - S. 45

1879 - Dillenburg : Seel
— 45 — abgesehen: der Groll btefer unversöhnlichen Feinde würde noch vermehrt bnrch Gewaltthätigkeiten, welche die Umwohner der Burgen von bett Leuten Heinrichs zu erbitlbett hatten. An die Spitze der Feinde des Königs trat Otto von Norbheim. Auf einer Versammlung gelobten sich die sächsischen Großen gegenseitigen Beistanb und beschlossen, zur Wahrung ihrer Rechte die Waffen gegen Heinrich zu erheben. An 60,000 Mann rückten vor die Harzburg und verlangten, der König solle die Burgen in ihrem Lanbe brechen und Herzog Magnus freigeben. Da sie abgewiesen würden, begann die Belagerung, Heinrich aber entfloh mit Hülfe eines Jägers bei Nacht aus der Burg; nach breitägiger Wan-bernttg kam er über Eschwege nach Hers selb, wo sich gerabe der beut]che Heerbann zu einem Zuge gegen die Polen sammelte. Dahin kamen fränkische, rheinische und schwäbische Bischöfe und Fürsten; Heinrich gab, um btefelben sich geneigt zu machen, Herzog Magnus frei; bemtoch konnte er sie nur baburch, daß er sich ihnen flehentlich zu Füßen warf, bewegen, daß sie ihm ihre Hülfe gegett die Sachsen zusagten. Treulos aber verließen sie ihn wieber, ja es war sogar schon eine Fürstenversammlung angesetzt, auf welcher Heinrich für untüchtig zur Regierung erklärt und eine Neuwahl vorgenommen werben sollte. In btefer Noth fattb Heinrich Zuflucht und Stütze an bett rheinischen Stäbten, befonbers an Worms. Die Wormser hatten ihren Bifchof verjagt, den König mit Kriegsrüftung in die Stadt geholt und sich ihm mit Gut und Blut zur Verfügung gestellt; btefem Beispiele folgten balb noch anbre rheinische Städte. Da-burch gekräftigt, lub Heinrich die Fürsten zu einer Versammlung ein; aber nur wenige kamen. Wieber warf er sich ihnen zu Füßen, bekannte, daß er gefehlt habe, und gelobte, ferner zu hanbeln, wie es einem König gezieme; aber vergebens. Nun beschloß Heinrich, mit bett Sachsen zu unterhandln. Er schickte Gejanbte an sie und willigte, wenn auch nach langem Widerstreben, in ihre For-berttngen: Nieberreißung der Burgen in ihrem Laube, Belastung ihrer alten Freiheiten und Rechte und Wiebereinsetznng Otto's in Baiern. Heinrich entließ fein Heer und zog mit furchtbarem Ingrimm gegen die Sachsen ab. Diese zerstörten nun die Burgen, machten sich babei aber einer Frevelthat gegen die Kirche ans der Harzburg und gegen die Gebeine der in biefer Kirche begrabenen Tobten (Heinrich's Bruder und fein ältester Sohn waren baselbst bcerbtgt) fchulbtg, so daß alle in Deutfchlanb sich von den Sachsen mit Abscheu abwenbeten. Heinrich gewann in Folge bieses Vor-

10. Mittelalter - S. 114

1879 - Dillenburg : Seel
— 114 — gab den Bitten Friedrichs nach, weshalb dieser, obgleich er vom \ Papste seines Eides entbunden wurde, in die Gefangenschaft S zurückkehrte. Gerührt von dieser Treue, schloß Ludwig einen : Vertrag mit Friedrich, nach welchem sie sich in die Regierung | theilen wollten. Da dieser Vertrag jedoch dem Grundgesetz des Reiches widersprach, wurde er von den Fürsten nicht genehmigt, j Bald daraus starb Leopold, und Friedrich entsagte freiwillig der * Krone. Nun mehrte sich Ludwigs Macht so, daß er auch über die * Alpen zog und sich zu Mailand die lombardische und zu Rom von < einem von ihm eingesetzten Papste die römische Krone aussetzen ließ, j Alle Versuche Ludwigs, sich mit dem Papste auszusöhnen, schlugen fehl; ja der Papst behauptete sogar, daß er das Recht j der Bestätigung der deutschen Kaiserwahl habe und daß die deutsche ' Kaiserkrone ein päpstliches Lehen sei, und forderte Ludwig zur Thronentsagung auf. Da traten auf Ludwigs Veranlassung die deutschen Kurfürsten in Reuse zusammen (Kurv er ein zu 1338 Reuse) und bestimmten durch einmüthigen Beschluß, daß der von .. ihnen rechtmäßig gewählte König auch ohne Bestätigung und Zu-; ftimmnrig des Papstes die Macht eines römischen Königs solle. ausüben können. Dieser Beschluß sicherte das Ansehen des deutschen Kaisers und der deutschen Nation. Trotz aller äußeren Kämpfe und Schwierigkeiten vergaß Ludwig des Reiches innere Wohlfahrt nicht; er sorgte für Ruhe und Ordnung und begünstigte besonders die Städte. Wohl er-; kennend, daß nur eine große Hausmacht dem Kaiser eine sichere Stütze gebe, strebte er nach Vermehrung derselben. Seinem ältesten Sohne Ludwig gab er das erledigte Brandenburg (s. u.); er selbst erwarb durch eine zweite Heirat die Grafschaften H ol- > land, Friesland, Seeland und Hennegau; auch Nieder-■ -baiern erwarb er für fein Hans. Als er aber auch Tyrol an : Baiern bringen wollte und dabei durch eigenmächtige Trennung ; einer Ehe in die Rechte des Papstes eingriff, verschärfte letzterer den Bann und wußte es dahin zu bringen, daß ihm in der Person des Markgrafen Karl von Mähren ein Gegenkönig auf- ■ gestellt wurde. Dieser aber konnte sich gegen Ludwig nicht halten,., und so lange Ludwig lebte, hatte jener keinen nennenswertheu: Erfolg aufzuweisen. Ludwig starb im Jahre 1347 in Folge eines Schlagansalles.., b. Karl Iv., Wenzel und Ruprecht von der Pfalz.. Nach Ludwig's Tode hielt es Karl von Mähren für das geratenste, ,3
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